Home  >  Blogs  >  Marktinformationen  >  Bund-Future: Theoretisch ist bald Schluss
Bewertung:  / 4
SchwachSuper 

Der Bund-Future bezieht sich - so heißt es im Allgemeinen - auf eine fiktive Bundesanleihe mit 6%-igem Zinskupon und 10-jähriger Laufzeit. Der Bund-Future steigt, wenn von den Marktteilnehmern niedrigere Zinsen erwartet werden. Er fällt umgekehrt in Erwartung steigender Zinsen. Wer also einen Bund-Future kauft, spekuliert auf sinkende Zinsen und umgekehrt.

Heute vor einem Jahr eröffnete der Bund-Future bei 149,59 Punkten - gestern schloss er bei 157,44 Punkten. Gerade eben liegt er im Intraday-Handel bei 157,81 Punkten. Kann er unbegrenzt weiter steigen? Vor noch gar nicht so langer Zeit hätte man diese Frage mit einem klaren Nein beantwortet. Bei einem 6%-igen Zinskupon und 10-jähriger Laufzeit ging man nämlich davon aus, dass bei 160 Punkten der Deckel drauf ist, denn dies entspräche einer Nullverzinsung. Nachdem aber zwischenzeitlich selbst 5-jährige Bundesanleihen negativ rentieren, ist natürlich auch nicht auszuschließen, dass möglicherweise bald 10-jährige Laufzeiten weniger als gar keine Zinsen mehr bringen (ironisch könnte man anmerken, dass schließlich auch das Abstellen des KFZ im Parkhaus Geld kostet).

Der Nominalwert eines Bund-Future-Kontraktes beträgt 100.000 Euro, seine Laufzeit maximal neun Monate (wobei nur bis zwei Tage vor Laufzeitende gehandelt werden kann). Bund-Futures stehen jeweils für die nächsten drei Quartale zur Verfügung. Wer den Future nicht spätestens zwei Tage vor Liefertag glattstellt, muss liefern (Liefertermin ist jeweils der zehnte Kalendertag bzw. der nächste darauf folgende Börsentag des letzten Quartalsmonats. Entgegen allgemeiner Annahme stimmt es nicht, dass nur Bundesanleihen mit exakt 10-jähriger Restlaufzeit geliefert werden dürfen. Die zur Erfüllung geeigneten Schuldverschreibungen können zum Lieferzeitpunkt nämlich eine unkündbare Restlaufzeit von 8,5 bis 10,5 Jahren haben. Für jede Anleihe, durch die eine Lieferverpflichtung aus dem Verkauf eines Futureskontraktes erfüllt werden kann, wird ein Konvertierungsfaktor festgelegt, der angibt, bei welchem Kurs die Anleihe am Liefertermin notieren müsste, um die gleiche Rendite zu erzielen, wie die dem Euro-Bund-Future zugrundeliegende fiktive Anleihe (nämlich 6%). Daher haben Anleihen mit einem Kupon von weniger als 6% einen Konvertierungsfaktor <1 und Anleihen mit einem Kupon von mehr als 6 % einen Konvertierungsfaktor >1.

Der obige Chart zeigt die Entwicklung des im März fälligen Kontraktes - offensichtlich gibt es nur noch eine Richtung. Kann das so weitergehen?

Dass irgendwann das Ende des Zinssenkungstrends erreicht ist, hören wir nun schon seit vielen Jahren. Aber nach wie vor gilt natürlich, dass die Wahrscheinlichkeit eines Abstiegs mit steigender Höhe immer größer wird. Davon aber, dass bei 160 Punkten theoretisch Schluss ist, sollten wir uns verabschieden.