Home  >  Blogs  >  Marktinformationen  >  Zinsanstieg: Und täglich grüßt das Murmeltier
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SchwachSuper 

Bereits seit geraumer Zeit warnen wir, dass die Zeit der fetten Performance von Rentenfonds vorbei ist. Auch wenn das Jahr 2012 uns vermeintlich noch Lügen strafte, weil die Zinsen von historisch niedrigstem Niveau nochmals den Weg nach unten fanden (den Zentralbanken der Welt sei Dank!), so dürfte inzwischen klar sein, dass nur wenig Spielraum für punktuelle Kurssteigerungen bleibt.

Begünstigt wurde die weitere Zinssenkung allerdings nicht nur durch die gelddruckenden Notenbanken allein. Insgesamt haben wir es mit einem Markt zu tun, der im vergangenen Jahr einerseits nochmals immense Mittelzuflüsse verkraften musste und andererseits weniger Anleihen in Umlauf brachte. Die Neuverschuldung ging nämlich in Europa um 3,2% und in den USA gar um 8,2% zurück (Quelle: IWF). Zudem senkten die Unternehmen weiter ihre Fremdmittelquote, was teilweise zu Rating-Verbesserungen - und damit zusätzlich zu sinkenden Zinsen - für Unternehmensanleihen führte. IBM bspw. hat vor vier Jahren für eine gut fünfjährige Anleihe noch 6,625% Zinsen gezahlt. Die jüngste IBM-Anleihe ist zum 19.11.2019 fällig. Anleger bekommen für diesen Zeitraum gerade mal eine Verzinsung von 1,375% pro Jahr (Quelle: DAS INVESTMENT). Gekauft wird sie, weil entsprechend viel Anlegergeld vorhanden und die Verzinsung immer noch höher als bei einer Bundesanleihe ist.

Selbst wenn wir japanische Verhältnisse bekämen (wofür nicht wirklich viel spricht), würden die Zinsen bestenfalls auf dem niedrigen Niveau verharren oder allenfalls noch ein paar weitere Basispunkte fallen, um dann noch niedriger zu sein. Mit solchen Zinserträgen können viele Rentenfonds, die in den letzten Jahren - und insbesondere 2012 - mit phantastischen Ergebnissen dienen konnten, nur mit Mühe und Not die Kosten des Fonds decken. Klassische Rentenfonds sind - machen wir uns nichts vor - auf mittlere Sicht risikoreicher und chancenärmer als Geldmarktfonds. Steigen die Zinsen, kommt es zum ganz normalen GAU, wie er nun mal einer ordentlichen Blase im Allgemeinen folgt.

  • credit-risks-bei-zinserhoehung
Die Ratingagentur Fitch hat errechnet, was für eine BBB-Anleihe zu erwarten ist, wenn die Zinsen steigen. Dementsprechend drohen für eine 10-jährige Anleihe 15% Kursverlust, wenn die Zinsen nur wieder auf das Niveau von Anfang 2011 steigen. Im Vergleich dazu sieht man (ganz links in der Grafik), was in diesem Jahrtausend bislang der schlimmste Jahresverlust eine 10-jährigen BBB-Anleihe war. Es wird zwar bereits seit langem vom Ende einer 30-jährigen Rentenhausse geredet. Das wahre Ausmaß können sich jedoch die meisten Anleger gar nicht vorstellen. Die Situation in der Vergangenheit war ja "hohe Zinsen plus Kursgewinne", während es künftig wohl eher heißt "niedrigste Zinsen plus Kursverluste".

Seit wenigen Wochen sind die Medien wach geworden. Täglich gibt es nun Meldungen zum Thema Zinsanstieg. "Drohende Kursverluste von Anleihen bei Zinsanstieg" titelt der Absolut|report-Newsletter. "Rentenmarkt zittert vor Zinserhöfung - Geldwerter Nachteil" steht auf der Titelseite der Februar-Ausgabe von DAS INVESTMENT. Und sentix schreibt in seiner Jahresprognose: "Was die wenigsten Anleger im Moment auf der Agenda haben, nämlich ein deutlicher Zinsanstieg, könnte zum großen Spielverderber im zweiten Halbjahr werden!".

Hilfreich sind für solche Szenarien Fonds, die über den Einsatz von Derivaten die Möglichkeit der Short-Duration haben. Ein einfaches Beispiel dazu: Ein Fondsmanager hat eine Bundesanleihe mit zweijähriger Restlaufzeit im Portfolio. Er sichert diese Anlage über den Verkauf eines Bund-Futures (10-jährige Laufzeit). Dadurch ergibt sich (vereinfacht) eine Duration von minus 8 Jahren, also eine Short-Duration. Steigen nun die Zinsen, generiert diese Kombination (die Kosten mal außen vor) so viel Kursgewinn, wie eine Bundesanleihe mit achtjähriger Restlaufzeit verliert. Klingt einfach, bedingt aber, dass der Manager auch zum richtigen Zeitpunkt abgesichert ist. Denn während herkömmliche Anleihen-Manager nur bei steigenden Zinsen verlieren, können Absolute Return-Bond-Fonds mit der beschriebenen Konstruktion bei steigenden wie bei fallenden Zinsen verlieren ... oder aber gewinnen.

AECON-Kooperationspartner kennen längst unsere Favoriten für Zinsanstiegsszenarien. Neben ausgewählten Absolute Return-Rentenfonds sind dies natürlich auch Multi Asset-Fonds, die in der Lage sind, sich auf verschiedenste Marktszenarien einzurichten. Anleger aber, die erst jüngst aufgrund der guten Ergebnisse zu hohen Preisen die einschlägig bekanten milliardenschweren Rentenfonds erworben haben, werden mal wieder in die Röhre schauen. Die Chancen der im Fonds befindlichen Papiere sind hier oft schon genutzt. Was bleibt sind die Risiken.