Flächendeckend verschicken die Depotbanken die aufgrund der Mifid 2-Richtlinie vorgeschriebenen Kostenausweise. Hierbei handelt es sich vorgeblich um die tatsächlichen Kosten des vergangenen Kalenderjahres. Nach dem ex-ante-Kostenausweis beim Erwerb von Fonds folgt nun als die Kommunikation der tatsächlichen Kosten. So zumindest versteht es der Kunde. Tatsächlich werden nun zum ohnehin schon schlimmen Jahresdepotauszug auch häufig noch viel zu hohe Kosten mitgeteilt.
Die tatsächlichen Kosten werden nämlich erst mit dem geprüften Jahresabschluss festgestellt und publiziert. Für die Mehrzahl der Fonds, bei denen das Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr übereinstimmt, liegen jedoch die geprüften Jahresabschlüsse noch gar nicht vor. Also greifen die Banken auf die Zahlen von 2017 zurück. Bei Fonds, die ein vom Kalenderjahr abweichendes Geschäftsjahr haben, kann eine korrekte Beziehung zwischen den Kosten (des Geschäftsjahres) und der Performance (des Kalenderjahres) ohnehin nicht hergestellt werden.
Gravierende Abweichungen gibt es vor allem bei Fonds mit einer Performance-Fee. Für Fonds, die für 2017 eine Outperformance gegenüber der Benchmark (bzw. Hurdle Rate) erzielt haben, sind die Kosten um die entsprechende Zusatzvergütung erhöht. Damit hätten Kunden vor einem Jahr in Anbetracht der guten Performance kaum ein Problem gehabt. Die Mehrzahl der Fonds dürfte jedoch im vergangenen Jahr keine Performance-Fee verdient haben. Die erhöhten Kosten von 2017 werden aber nun in Relation zum meist negativen Ergebnis des Jahres 2018 gesetzt. Das dürfte so manchen Kunden zur Weißglut treiben.
Ohnehin vermitteln die ausgewiesenen Fondskosten meist ein völlig falsches Bild. Dies liegt an der Berechnungssystematik. Zum Ende des Geschäftsjahres werden nämlich die Kosten ermittelt und dann in Relation zum durchschnittlichen Fondsvolumen gesetzt. Welche Tücken diese Berechnungsmethodik hat, zeigt ein einfaches Beispiel.
Drei Fonds sind exakt identisch investiert. Zum Geschäftsjahresende haben alle drei Fonds Kosten in Höhe von 1% des Fondsvolumens zum Geschäftsjahresende ermittelt.
Fonds X hat sein Fondsvolumen während des Geschäftsjahres verdoppelt, das Volumen von Fonds Y ist gleich geblieben, während Fonds Z im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Drittel seines Volumens verloren hat.
Nun werden die Kosten auf das durchschnittliche Fondsvolumen des Geschäftsjahres verteilt. Das Ergebnis dürfte intuitiv auf Ablehnung stoßen, denn die laufenden Kosten der drei Fonds werden nun im KIID in folgender Höhe ausgewiesen:
Fonds X: 1,33%
Fonds Y: 1,00%
Fonds Z: 0,80%
Wenn man nun überlegt, warum das Volumen eines Fonds steigt oder sinkt, so wird man schnell auf die Idee kommen, dass ein steigendes Fondsvolumen durch Mittelzuflüsse aufgrund guter Performance begünstigt wird, während ein sinkendes Fondsvolumen nicht selten etwas mit schlechter Performance und in der Folge mit Mittelabflüssen zu tun hat.
Faktisch wird also im Zweifelsfall der bessere Fonds mit höheren Kosten bedacht als der schlechtere. Im obigen Beispiel wären niedrigere laufende Kosten geradezu ein Kontraindikator bei der Fondsselektion.
Noch schlimmer sieht die Berechnung bei Dachfonds aus, denn hier werden die laufenden Kosten der Zielfonds per Geschäftsjahresende in die Kosten des Dachfonds eingerechnet, ohne zu differenzieren, ob der Zielfonds das ganze Jahr über allokiert war oder vielleicht erst am Tag vor Geschäftsjahresende gekauft wurde. Umgekehrt wird ein Zielfonds bei der Ermittlung der Kosten auf Dachfondsebene nicht berücksichtigt, wenn er zwar das ganze Jahr über allokiert war, jedoch einen Tag vor Geschäftsjahresende verkauft wurde.
Noch schlimmer wird es bei gemischten Sondervermögen, also Fonds, die sowohl in Zielfonds als auch in Einzelaktien, Anleihen etc. investieren können. Hier werden die Kosten der zum Stichtag allokierten Zielfonds nur berücksichtigt, wenn das Volumen der Zielfonds mehr als 50% des Fondsvermögens ausmacht. Sind zum Geschäftsjahresende nur 49% des Fondsvolumen (oder weniger) in Zielfonds investiert, so bleiben die Kosten der Zielfonds unberücksichtigt.
Und nun viel Spaß beim Kostenvergleich - oder gehen Sie doch einfach mal ins Kino, denn da haben Sie wenigstens etwas davon.