Derzeit überarbeiten wir - wie angekündigt - die Übersicht über unsere "Baukasten-Empfehlungen". Neben der reinen Nennung der Fonds wollen wir auch Informationen über den Maximalverlust ("maximum drawdown") oder über die längsten Leidensphasen ("maximum under water period") in verschiedenen Vergleichsperioden bieten. Auch der Mehrwertphasen-Anteil (siehe Blog vom 11.06.2012) ist eine wichtige Information.
Natürlich möchte man auch gerne auf einen Blick sehen, in welche Anlageklassen der Fonds innerhalb welcher Grenzen investieren kann. Schön wäre es zudem, wenn man jeden Fonds einer eindeutigen Vergleichsgruppe zuweisen könnte, deren Bezeichnung eine klare Information über die Art des Fonds enthält.
Früher war das einfach. Der Aktienfonds war ein Aktienfonds und der Rentenfonds ein Rentenfonds. In Kombination mit dem Land oder der Region, in welcher der jeweilige Fonds agierte, waren die "Peergroups" klar und man wusste, dass man ein Ranking für Fonds erstellen konnte, die sich im Großen und Ganzen auf gleichem Terrain bewegten und die gleichen "Waffen" für die Erzielung von Wertzuwachs nutzten.Doch schon vor etlichen Jahren wurden diese klaren Strukturen "unterwandert". Vielfach haben es Anleger und auch ihre Berater noch gar nicht richtig realisiert, weil eben ein allgemein als "Globaler Aktienfonds" charakterisierter Fonds eben einfach als globaler Aktienfonds gilt. Doch vergleicht man Fonds wie den "M&G Global Basics" mit einem "Carmignac Investissement", so hinkt ein solcher Vergleich mächtig. Während der Carmignac-Fonds im Extremfall bis zu 40% des Fondsvermögens in Cash parken darf und zudem seine Positionen über Derivate absichern kann, ist der M&G-Fonds eben stets long only voll investiert. Beide Konzepte haben ihre Berechtigung und sind zudem über mehr als ein Jahrzehnt extrem erfolgreich, doch sie gehören ganz bestimmt nicht in die gleiche Vergleichsgruppe.
Doch seit einigen Jahren vergrößern sich die Kategorisierungsprobleme eklatant und es wird Zeit, über neue Vergleichsgruppen nachzudenken. Gerade die Vielfalt von Konzepten, die in unserem "Baukasten" vertreten sind, macht eine einheitliche Kategorisierung geradezu unmöglich. Ein Beispiel:
Ein Fonds (siehe Grafik) verfolgt grundsätzlich eine Rentenstrategie. Er investiert dabei aber maximal zu 25% in physische Anleihen. Alle übrigen Investitionen erfolgen über Futures (Schatz, Bobl, Bund und Buxl), mit denen die gesamte Euro-Zinskurve repliziert werden kann. Die Marginleistung für diese Futures-Investitionen beträgt nur etwa 3% des Fondsvermögens. Der gesamte Rest wird in Aktien investiert, die sofort wieder auf Termin verkauft werden. Da überrascht es kaum, dass dem Fonds gelingt, was angesichts der Kosten eines Euro-Rentenfonds (bei den meisten Fonds-Tools wird dieser Fonds als "Euro-Rentenfonds" geführt) im Normalfall kaum gelingen kann: Der Fonds schlägt den einschlägigen Index für die Vergleichsgruppe. Dass er damit aktuell zu den besten 3% der Vergleichsgruppe gehört, überrascht wohl kaum. Dabei sind die Fonds mit der besten Performance in dieser Vergleichsgruppe aktuell die Fonds mit hoher Duration - ein im Gegensatz zu dem von uns beschriebenen Fonds wohl kaum dauerhaft zukunftstaugliches Konzept. Wohin also mit diesem Fonds? Eine sinnvolle Vergleichsgruppe gibt es nicht - im Allgemeinen wandern solche Fonds dann in die Kategorie "Spezialitäten" oder "Sonstige".Die Krux: Die allgemeine (und leider oft falsche) Kategorierung ist bei den Fondsplattformen und Banken Ausschlag gebend für die Zuordnung zu einer Risikoklasse. Da muss man sich nicht wundern, dass nur jeder fünfte von uns empfohlene Fonds bei AAB, FFB, Ebase, FoDB und DAB in der gleichen Risikoklasse geführt wird. Wie sollen Vermittler damit umgehen? Etwa die Depotbank nach der Risikoklasse der von ihnen empfohlenen Fonds aussuchen?
Aber auch bei der Frage, in welche Anlageklassen (Aktien, Renten, Cash, Derivate etc.) bis zu welcher Höchstgrenze investiert werden darf, wird es schwierig. Bei Durchsicht der "Wesentlichen Anlegerinformationen" gibt es selten klare Aussagen dazu und selbst die ausführlichen Verkaufsprospekte bleiben oft klare Aussagen schuldig. Da sind teilweise auf bis zu zehn kleinbedruckten Prospektseiten die Anlagegrundsätze dargestellt, aus denen man nicht ansatzweise auf das tatsächliche Anlagekonzept eines Fonds schließen kann. Eine einfache Aufstellung, bis zu welchem Anteil des Fondsvermögens in die verschiedenen Anlageklassen investiert werden kann, ist nicht möglich - wer es ernsthaft versucht, wird schnell scheitern oder sich mit erheblichen Fehlerquoten begnügen müssen.Wer käme alleine anhand des Prospektauszugs (rechts) auf die Idee, es könne sich um einen Aktienfonds handeln, der seine Aktieninvestitionen im Krisenfall über Derivate absichern darf. Befragt man den Fondsmanager, unter welchen Umständen er die Investition in offene Immobilienfonds in Erwägung ziehen würde, so kontert dieser, dass man wohl nicht verstanden habe, was für einen Fonds er managt. Dass die Grundlage für diese Frage im eigenen Prospekt zu finden ist, ist ihm - und dies ist beileibe kein Einzelfall - überhaupt nicht bewusst. Im "KID" des Fonds ist übrigens ausschließlich die Rede von der Investition in Aktien. Selbst von der für die erfolgreiche Umsetzung des Konzeptes genutzten Absicherungsmöglichkeit über Derivate ist in den Wesentlichen Anlegerinformationen kein Wort zu finden.Unabhängig davon: Es handelt sich um einen äußerst erfolgreichen Fonds, über dessen Konzept unserer Kooperationspartner bestens informiert sind. Der Fonds gehört bei AECON-Kooperationspartnern aktuell zu den fünf meistverkauften Fonds. Kritisiert wird also hier nur - beispielhaft für hunderte oder gar tausende von Fonds - eine völlig unzulängliche Umsetzung regulatorischer Vorschriften, die übrigens durch die Regulierung selbst zu verantworten ist.
Wie soll unter diesen Umständen Transparenz für den Anleger funktionieren?