Lange schien es, als sei die Volatilität - neben der Performance - das Maß aller Dinge. Rankings und darauf aufbauende Rating nutzten die Ergebnisse, um darauf aufbauend zu verdeutlichen, welches der bessere und welches der schlechtere Fonds ist. Dass es sich dabei stets um Stichtagsbetrachtungen handelt, die - je nach aktueller Marktverfassung - antizyklische Fonds bevor- oder benachteiligten, stört offensichtlich niemanden.
Das Problem dabei: Je besser ein Fonds im Spannungsfeld von Performance und Volatilität aussieht, desto besser wäre es gewesen, ihn in der Vergangenheit gehabt zu haben. Aber Anleger (und leider oft auch ihre Berater) neigen dazu, Fonds erst zu kaufen, wenn sie in Rankings oben erscheinen und/oder durch gute Ratings glänzen - eine Systematik, die auch durch den "Schieberegler auf der Markowitz-Effizienzkurve" Unterstützung findet.
Die Grafik zeigt die Entwicklung zweier Fonds über einen Zeitraum von fünf Jahren. Beide haben nahezu die gleiche Volatilität. Was sagt uns die Volatilität in diesem Fall über das Risiko des jeweiligen Fonds? Gar nichts. Verfechter der Sharpe Ratio, welche die Überrendite über den risikofreien Zins in Relation zur Volatilität setzt, werden nun entgegnen, dass ja der rote Fonds eine positive Performance bei geringer Volatilität erzielt hat, während der blaue Fonds (bei gleich hoher Volatilität) unerträglich ins Minus gerutscht ist. Stimmt soweit, jedoch nur so lange zwei oder mehr zu vergleichende Fonds über den Betrachtungszeitraum eine Performance oberhalb des risikofreien Zinses erwirtschaftet haben. Dies ist aber in Krisenzeiten oft gar nicht der Fall und es kommt darauf an, die Fonds im Portfolio zu haben, die in solchen Zeiten möglichst wenig verlieren. Doch bei negativer Performance (nach Abzug des risikofreien Zinses - gibt es den eigentlich noch?) ist die Sharpe Ratio eine in die Irre führende Kennzahl, die deshalb eigentlich "verboten" werden sollte. Ein Beispiel: Für einen Fonds, der nach Abzug des risikofreien Zinses 5% bei 15% Volatilität verliert, errechnet sich eine Sharpe Ratio von -0,33. Ein anderer Fonds, der genauso viel, jedoch bei einer Volatilität von 20%, verliert, weist hingegen eine Sharpe Ratio von -0,25 aus - augenscheinlich das bessere Ergebnis, was natürlich so nicht stimmt. Die Krux: Bei gleicher (negativer) Performance hat der Fonds mit der höheren Volatilität die bessere Sharpe Ratio (was falsch ist). Bei gleich hoher Volatilität hat jedoch der Fonds mit der besseren (negativen) Performance die bessere Sharpe Ratio (was richtig wäre). Deshalb ist eine negative Sharpe Ratio nicht verwertbar. Ungeachtet dessen weist die Mehrzahl der Fonds-Tools jedoch negative Sharpe Ratios aus und sortiert diese so, als sei die geringere negative Sharpe Ratio die bessere (siehe nebenstehender Tabellenausschnitt). Anspruchsvollere Tools wie bspw. der FINANZEN FundAnalyzer (FVBS) geben bei negativer Sharpe Ratio den Wert "0,00" aus. Dies hilft aber letztendlich auch nicht zu einer besseren Beurteilung von Fonds, wenn in entsprechenden Marktphasen mehr oder weniger alle Fonds eine Performance unterhalb des risikofreien Zinses abliefern.