Am 12. Februar erfuhren GANÉ und wir alle durch eine Pressemeldung, dass ACATIS sich vom Haftungsdach BN & P - und auch damit von GANÉ als Berater - trennt. Mit sofortiger Wirkung übernahm ACATIS das Management des Fonds, wobei ACATIS formal von Anfang an Fondsmanger als Fondsmanager agierte. Das Management erfolgte jedoch faktisch bislang durch GANÉ, jedoch mangels eigener KWG-Lizenz nur als Berater.
Schon wenige Tage nach dieser am Rosenmontag veröffentlichten Meldung reagierte GANÉ und teilte mit, dass der erst Ende letzten Jahres aufgelegte "GANÉ Global Balanced Fonds" (A3ERNP) ab sofort auf die Value Event-Strategie umgestellt wird. Ab nächster Woche wird dann auch die Namensänderung in "GANÉ Value Event Fonds" vollzogen sein.
Für viele Berater stellt sich die Frage, ob man den ACATIS-Fonds in den GANÉ-Fonds tauschen sollte. Schließlich hatte man ja mit dem "ACATIS Value Event" (der bis vor eineinhalb Jahren noch "ACATIS GANÉ Value Event" hieß) die Managementleistung von J. Henrik Muhle und Dr. Uwe Rathauski gekauft und es gab absolut keinen Grund, mit dieser Entscheidung unzufrieden zu sein.
Die uns in den letzten Wochen so oft wie keine andere gestellte Frage können wir stets nur mit einem "Das kommt darauf an ..." beantworten. Meist zwar wird nur gefragt, ob wir dem ACATIS-Manager Johannes Hesche zutrauen, den Fonds so erfolgreich zu lenken, wie bislang das GANÉ-Manager-Duo. Die Antwort kennen wir nicht. Wir können lediglich feststellen, dass sich der von GANÉ gemanagte Aktienfonds seit seiner Auflage besser entwickelt hat als der von Hesche gemangte "ACATIS Value und Dividende". Wie gut Hesche "Event" und "Anleihen" managen kann, können wir bislang nicht beurteilen.
Der Vergleich der Performanceentwicklung beider Fonds ab der letzten Februarwoche ist auch wenig hilfreich, da einerseits der ACATIS-Fonds ja noch wesentlich mit den Anlageideen von GANÉ bestückt ist und da andererseits die Entwicklung des GANÉ-Fonds durch die in Relation zum Fondsvermögen hohen Mittelzuflüsse verfälscht wird. Geht man davon aus, dass Mittelzuflüsse erst am nächsten Banktag investiert werden können, so profitiert der Fonds von Mittelzuflüssen an einem Tag vor einem Tag mit Verlusten an den Aktienbörsen. Allerdings war die Tendenz in den letzten Wochen eher umgekehrt. So kann man anhand des Vergleichs der Wertentwicklungen bislang nur feststellen, dass der GANÉ-Fonds in Abwärtsphasen weniger verliert (rote Kreise) und in Aufwärtsphasen manchmal mehr gewinnt (grüne Kreise). Die Unterschiede sind aber bislang marginal, so dass auch nur halbwegs gesicherte Erkenntnisse vorerst nicht möglich sind.
Auf einen anderen Aspekt mussten wir in unseren Gesprächen aber immer wieder aufmerksam machen: Wenn der "ACATIS Value Event" verkauft wird, um in den "GANÉ Value Event" zu wechseln, so fällt auf die aufgelaufenen Gewinne des ACATIS-Fonds Abgeltungssteuer an. Nun muss die Abgeltungssteuer auf die aufgelaufenen Gewinne früher oder später sowieso gezahlt werden. Doch je nachdem, wann der Fonds gekauft wurde, kann dies schon einen erheblichen Unterschied machen. Ein Beispiel:
Ein Anleger hat vor sechs Jahren in den "ACATIS GANÉ Value Event" investiert. Der Rücknahmepreis belief sich damals auf 238,53 Euro. Aktuell verkauft der Kunde zu einem Anteilspreis von 365,19 Euro - ein satter Wertzuwachs von 53,11%. Einen Teil davon hat er über die Abgeltungssteuer auf die Basis-Erträge bereits abgeführt. Viel war das nicht, denn in 2019 lag der Basis-Zins bei lediglich 0,52% und über die letzten Jahre war der Basis-Zins weiterhin recht gering oder gar negativ. Zudem verbuchte der Fonds in 2022 ein Minus. Gehen wir davon aus, dass unter Berücksichtigung des Sparerfreibetrages noch 45% Wertzuwachs zu versteuern sind, so bekommt der Anleger über die Verkaufsabrechnung fast 12% (bezogen auf den Wertzuwachs) abgezogen. Das sind rund 7,75% des gesamten Verkaufserlöses.
Natürlich hätte dieser Steuerabzug irgendwann sowieso gezahlt werden müssen. Durch den Wechsel des Fonds muss er nun aber sofort gezahlt werden, womit er als Grundlage für die Erzielung weiterer Erträge nicht zur Verfügung steht. Wenn der ACATIS-Fonds nun über die nächsten 12 Monate eine Wertentwicklung von 8% erwirtschaftet, so müsste der GANÉ-Fonds in etwa 8,40% Plus erzielen, um gleichzuziehen. Diese Rechnung stimmt aber noch nicht, weil dieser höhere Wertzuwachs natürlich auch wieder eine höhere Abgeltungssteuerbelastung bei einem künftigen Verkauf nach sich zieht.
Die Detailberechnung ist schwierig, da man nicht einfach bei FWW oder Morningstar nachschauen kann, wieviel Abgeltungssteuer auf die Basiserträge bereits gezahlt wurde. Den Zinseszinseffekt der notwendigerweise höheren Erträge kann man nur schätzen, weil man weder weiß, welcher Sparerfreibetrag zum Zeitpunkt eines späteren Verkaufs gegengerechnet werden kann noch welche Basiserträge in künftigen Jahren vorab versteuert werden.
Hilfreich könnte der Hinweis sein, dass es politische Betrebungen verschiedener Parteien gibt, die Abgeltungsversteuerung abzuschaffen, so dass Erträge künftig mit dem individuellen Spitzensteuersatz zu versteuern wären. Dann wäre die bereits gezahlte Abgeltungssteuer (möglicherweise - je nach Ausgestaltung einer Gesetzesänderung) von Vorteil.
Gar kein Problem ist der Austausch im Übrigen für einen Dachfonds, denn dieser zahlt bei Verkauf von Zielfonds keine Abgeltungssteuer. Die Basisversteuerung erfolgt auf der Grundlage der vom Dachfonds erzielten Erträge insgesamt, so dass hier - anders als im individuellen Kundendepot - eine Verrechnung mit geringeren oder gar negativen Ergebnissen anderer Zielfonds möglich ist. Bei der Gelegenheit: Im "Mehrwertphasen Balance Plus UI" (WKN A2QCX6) ist der Austausch bereits vollzogen.