Zunehmend macht sich spätestens seit dem Scheitern einer Regierungsbildung in Griechenland und den Aussichten auf weiteren Stimmenzuwachs der Eurogegner (nichts anderes sind Politiker, die das Sparen und die Rückzahlung der Staatshilfen verweigern wollen, in letzter Konsequenz) die Frage breit, ob man sich jetzt nicht sicherheitshalber von allen risikoreicheren Investments trennen sollte.
Eine solche Frage stellt sich eigentlich grundsätzlich immer, wobei die Frage allenfalls sein kann, was das risikoreichere Investment ist. Wird es bei einem Austritt Griechenland aus dem Euro ein fürchterliches Beben an den Aktienmärkten geben oder ist in den derzeitigen Entwicklungen die Erwartung, dass genau dies passieren wird, bereits eingepreist? Falls Letzteres der Fall sein sollte, so könnte das Risiko sich im Depot gleich doppelt bemerkbar machen. Einerseits hat man dann womöglich genau die Fonds in Cash getauscht, die dann eben nicht - wie befürchtet - fürchterliche Verluste erleiden und andererseits hat man vielleicht genau die Fonds behalten, die (nach einem Euro-Austritt Griechenlands) unter einem aufwertenden Euro leiden. Aber natürlich besteht auch das "Risiko", dass den Griechen bis Mitte Juni vermittelt werden kann, was ein Euro-Austritt für sie wirtschaftlich bedeuten kann. Schließlich gibt es - anders als in Italien oder Spanien - keine großartige Exportindustrie, die von einer stark abwertenden Drachme profitieren könnte. Und wer weiß schon, inwieweit sich der sozialistische Hollande mit Deutschland und anderen Euro-Nationen kurzfristig auf einen (vielleicht sinnvollen) Spar- und Wachstums-Mix einigt, der den Griechen die Hoffnung gibt, die ausreicht, um beim kriosen griechischen Wahlrecht den Euro-Befürwortern doch eine Mehrheit für eine Regierungsbildung zu verschaffen.
Die einzige sinnvolle Antwort auf eine Situation, in der keiner genau weiß, was auf uns zukommt, ist wie stets, eine breit diversifizierte Depotstruktur zu schaffen (oder beizubehalten), die von unterschiedlichen Markteinschätzungen und Konzepten, und damit von verschiedensten Ertragsmöglichkeiten, lebt. Dazu gehört aber auch, dass man sich im letzten Jahr nicht konsequent von den - temporären - Verlierern (wie bspw. Trendfolgern, Managed Futures etc.) getrennt hat, denn genau die könnten in einem Krisenszenario reüssieren. Nur wer sich die jüngste Entwicklung (oder auch den Chart über den Spätsommer 2011) von Fonds, die über die letzten 18 Monate eher enttäuscht haben (wir nennen an dieser Stelle einfach mal den "Athena UI" stellvertretend für eine ganze Reihe weiterer Fonds), der weiß, dass man nicht mit der Begründung, dass das eigene Heim die letzten sechs Monate nicht abgebrannt ist, an an der Feuerversicherungsprämie sparen sollte.
Wer mit einem gut aufgestellten Depot wie beispielsweise dem nebenstehend abgebildeten gut über die Finanzkrise und die bisherige Staatsschuldenkrise gekommen ist, der sollte auch jetzt wenig zu befürchten haben, denn selbst wenn es noch schlimmer als 2008 kommen sollte, so besteht noch Spielraum für einen noch höheren Drawdown, der sich bislang deutlich innerhalb der gesetzten Grenzen (die untere gelbe Linie markiert die maximale Drawdown-Akzeptanz eines typischen konservativen Anlegers) hielt. Dass mit diesem risikoaversen Depot trotzdem über die letzten fünf Jahre eine durchschnittliche Performance von 5%+ erzielt werden konnte, ist allein dem Umstand zu verdanken, dass man investiert war. Der diskretionäre Eingriff des Anlegers (oder seines Finanzberaters), phasenweise in Cash auszuweichen, dürfte selten so gut getimt sein, dass es insgesamt zu einer Verbesserung der Wertentwicklung kommt.Wer übrigens denkt, dass in einem derart konservativen Portfolio Fonds enthalten sind, die wesentlich vom Zinsverfall und den damit einhergehenden Kursgewinnen von Bundesanleihen oder den Währungsgewinnen von so genannten Hartwährungsfonds profitiert haben, der irrt. Bei der Strukturierung derartiger Depots schauen wir neben historischen Drawdown-Korrelationen (übrigens sind dies die stabilsten Korrelationen im Zeitablauf) vor allem auch auf die Zukunftstauglichkeit von Konzepten, da mancher aktuell noch extrem populäre Fonds aufgrund seines eingeschränkten Konzepts keine Antwort für ein Szenario irgendwann auch wieder steigender Zinsen parat hat.
Fazit: Es ist wie immer - wenn man nicht weiß, wie die Zukunft aussieht (und wann weiß man das schon), dann sollte man auf alles vorbereitet sein. Entscheidungen für Extreme (also bspw. das Setzen auf Cash) bergen im Zweifelsfall mehr Risiken. Das Problem ist nur, dass man einem Performance-Chart die eingegangenen - oder vermiedenen - Risiken nicht auf Anhieb ansieht. AECON-Kooperationspartner sind diesbezüglich meistens gar nicht schlecht beraten.