Der Jahreswechsel bietet mal wieder Anlasse, die Leistungen bzw. Entwicklungen zu messen und Prognosen für das neue Jahr abzugeben. Geradezu einem Ritual gleich veröffentlichen die nationalen und internationalen Bank- und Investmenthäuser ihre Prognosen, obwohl darauf doch nun wirklich niemand mehr etwas geben sollte.
Aber es ist ja gar nicht schlimm, wenn man daneben liegt, denn wer hat die Prognose vom Jahresbeginn noch parat, um zu vergleichen? Wie schön ist es aber, wenn man seine Prognose für den Jahresendstand des DAX oder des Goldpreises möglichst nahe am tatsächlichen Ergebnis platziert hat, denn kann man selbst seine Prognose herzeigen und sich feiern lassen.
Betrachtet man sich die Prognosen für 2012, so gibt es allerdings nicht viel Grund zum Feiern. Nachdem der DAX in 2010 mit einem Plus von 15,7% bestens gelaufen war und mit 6.914 Punkten das Jahr abschloss, tippten die Experten (von Allianz Global Investors über Commerzbank bis hin zur UBS) für 2011 im Schnitt auf einen Anstieg auf 7.530 Punkte. Tatsächlich lag der DAX Ende 2011 bei 5.898 Zählern, also mehr als 21% niedriger als der Durchschnitt der Prognosen. Für 2012 fielen dann die Prognosen auch dementsprechend zaghafter aus. Im Schnitt ergaben die Prognosen von 25 namhaften Instituten eine Erwartung für den DAX bei 6.430 Punkten per Ende 2012. Tatsächlich schloss der DAX um mehr als 18% höher als der Durchschnittswert der Prognosen. Dabei hatte die HSH Nordbank mit 7.400 Punkten die wagemutigste aller DAX-Prognosen abgegeben. Postbank und Bankhaus LAmpe folgten mit 7.250 bzw. 7.200 Punkten. Ansonsten traute sich niemand über die 7.000-Punkte-Marke. Vollkommen daneben gehauen hatten Morgan Stanley (5.400 Punkte) und Société Générale (5.500 Punkte).
Damit wäre dann schon mal klar, wo der DAX in 2013 nicht endet, nämlich beim Durchschnittswert aller Prognosen, der bei 8.022 Punkten liegt. Die Frage ist, ob er nun tatsächlich höher oder niedriger endet. Nach allen Erfahrungen, die wir im Laufe der Zeit mit derartigen Prognosen gesammelt haben, stimmt in neun von 10 Jahren folgende: Ist ein Börsenjahr gut gelaufen, wird für das folgende Jahr eine zu gute Prognose abgegeben. Umgekehrt ist die Prognose deutlich schlechter als das tatsächliche Ergebnis, wenn das vorangegangene Jahr enttäuschen gelaufen ist. Demzufolge sollten wir uns vielleicht sicherheitshalber darauf einstellen, dass 2013 längst nicht so gut abschneidet, wie man uns derzeit allgemein glauben machen möchte.
Beim EuroSTOXX 50 lagen die Prognosen im Schnitt übrigens nur um rund 8% zu niedrig während es erstaunlicherweise beim Dow Jones mit einer Durchschnittsprognose von 13.000 Zählern schon fast eine Punktlandung gab (tatsächlicher Jahresendstand 13.104). Weniger gut lagen die Prognostiker hingegen beim Goldpreis, für den sie im Schnitt von einem Jahresendstand von 1.937 US Dollar ausgingen - 17% mehr als der tatsächliche Endstand.
Nächstes Jahr um diese Zeit erfahren Sie hier, wie gut die Prognosen für dieses Jahr ausgefallen sind. Unsere Prognose: Irgendwelche "Fat Tails" werden schon für Überraschungen sorgen. Prognose-Spitzenreiter für DAX (8.890) und EuroSTOXX 50 (3.050) ist übrigens Nomura. Schließlich hat man ja nichts zu verlieren.