Mit dem Geld, das diese Studie gekostet hat, hätte man auch etwas Sinnvolles anfangen können. 5,8 Milliarden Euro – so hat die Allianz errechnet – büßten deutsche Sparer aufgrund der niedrigen Zinsen im vergangenen Jahr ein, während insbesondere Anleger in den südlichen Euro-Staaten durch hohe Zinsen mit mehr als dem Doppelten an der Euro-Krise profitierten.
Liebe Allianz, kann es sein, dass kein deutscher Sparer gehindert werden kann, innerhalb der Euro-Zone ein Tagesgeldkonto bei jeder x-beliebigen Bank zu eröffnen, um von den höheren Zinsen der südlichen Euro-Länder zu profitieren? Wem das zu umständlich ist, der kann problemlos zu seiner Bank gehen, um griechische, spanische, italienische oder auch zypriotische Staatsanleihen mit einer vielfach so hohen Verzinsung wie der von deutschen Bundesanleihen zu erwerben.
Vielleicht lohnt es sich, der Frage nachzugehen, warum deutsche Sparer trotzdem lieber 1,5 Billionen Euro auf deutschen Tagesgeldkonten horten. Würde man nämlich den deutschen Tagesgeldanleger fragen, ob er sein Tagesgeld lieber nach Griechenland bringen wolle oder ob er dieses - noch attraktiver verzinst - in südeuropäische Staatsanleihen investieren wolle, dann dürfte der eher dankend abwinken. Warum? Ganz einfach weil ihm das Risiko einfach zu hoch ist. Bei der Gelegenheit könnte der deutsche Anleger realisieren, was er intuitiv ja eigentlich längst wissen sollte, dass nämlich eine höhere Renditechance das Lockmittel für die Inkaufnahme höherer Risiken ist.
Aber Risiken sind eben nicht immer auf Anhieb erkennbar. Manche extrem risikoreiche Anlage - man denke an den im Jahr 1998 implodierten LTCM-Fonds oder auch an Madoffs Betrügerfonds - enipuppt sich erst als solche, wenn einem das Risiko bereits um die Ohren fliegt. So zeigt ein erfolgreicher defensiver Mischfonds (den durchaus bekannten Namen des Fonds wollen wir an dieser Stelle gar nicht nennen, da er hier nur stellvertretend für viele andere gezeigt wird) über die letzten Jahre ein tolle Entwicklung, die wesentlich dadurch begünstigt war, dass die Kurse von Anleihen oft stiegen, wenn die Aktienmärkte fielen. Doch heutzutage ist die Grenze weiter fallender Zinsen wohl erreicht und wer nun weiterhin auf Erträge aus Anleihen angewiesen ist, der muss schauen, wo er hier Ertragsquellen findet. Angebote gibt es zuhauf, doch manche haben schon die Erwartungen verfehlt. So haben sich bspw. Schwellenländeranleihen in Lokalwährung schon als "Renditevermieser" entpuppt, indem sich zu Kursverlusten der Anleihen Währungskursverluste gesellten. Unternehmensanleihen sind oft höher verzinslich, passen jedoch häufig genauso wenig wie Lokalwährungs-Schwellenländeranleihen zum konservativen Approach eines defensiven Mischfonds. Ob konservative Anleger gerne ein Depot bei ihrer Hausbank eröffnen würden, um die nebenstehenden Titel zu erwerben? Wahrscheinlich eher nicht. Sie würden sicherlich lieber den oben abgebildeten defensiven Mischfonds kaufen. Wie groß ist wohl ihr Erstaunen, wenn sie erfahren, dass die nebenstehende Übersicht genau die 10 Top-Positionen dieses Mischfonds zeigt. Aber zum Glück sehen sich Anleger in der Regel ja weder Factsheets noch Prospekte oder gar Jahresberichte an. Müssten sie auch nicht, wenn sie wirklich von ihrem Berater die wesentlichen Informationen zur ihnen vorgestellten Anlage bekämen. Doch der Berater ist fein raus, weil die "Wesentlichen Anlageinformationen" ja schon existieren und dem Anleger aufgrund gesetzlicher Vorschrift ausgehändigt werden. Doch da steht nichts von Italien, Griechenland oder Spanien.Um zum Thema zurück zu kommen: Auf diese - oft ungewollte - Art und Weise partizipieren deutsche Sparer eben doch an den hohen Zinsen der südlichen EU-Peripherie. Ob die Allianz das in ihren Berechnungen berücksichtigt hat?